Kein Urlaub ohne Katzensitter: Was bei der Katzenbetreuung wichtig ist
Eine professionelle Katzensitterin über ihre Aufgaben und Erfahrungen im Experten-Interview
Ob Urlaub, Wochenendtrip, Geschäftsreise oder ein Krankenhausaufenthalt – Katzenhalter genießen die Zeit fern von zu Hause nur, wenn sie ihre Katze gut versorgt wissen. Nicht immer sind jedoch Familienmitglieder oder hilfsbereite Nachbarn verfügbar. Dann können Katzensitter helfen: Sie versorgen und betreuen die Katze, kümmern sich ums Füttern, die Fellpflege und das Katzenklo – und leeren auf Wunsch auch den Briefkasten gleich mit. Was noch zum Katzensitten gehört und wie man als Katzensitter das Vertrauen fremder Katzen erlangt, erzählt die professionelle Katzensitterin Kerstin Huse im Interview.
Unsere Interviewpartnerin
Kerstin Huse ist professionelle Katzensitterin und hat im Laufe der Jahre schon über 250 Katzen betreut. Bei ihrer mobilen Katzenbetreuung kümmert sie sich um die Katzen in deren vertrauter, häuslicher Umgebung. Ihre eigene 18-jährige Katze Gina kam zusammen mit dem zwischenzeitlich leider verstorbenen Bruder Carlos mit 12 Wochen aus einem Tierheim zu ihr.
Die Katzensitterin besucht regelmäßig Seminare und Fortbildungen, so etwa zu Themen wie Clickertraining, Mit der Katze entspannt zum Tierarzt, Einführung in die Katzensprache, Spielen mit Katzen oder das Kitten-ABC.
Wer seine Katze in der vertrauten Umgebung versorgen lassen möchte, kann einen Katzensitter beauftragen. Eine Möglichkeit ist der Freundeskreis Katze und Mensch, der bundesweit an vielen Orten vertreten ist und unter anderem gegenseitiges Katzensitten organisiert. Außerdem gibt es verschiedene Catsitting-Plattformen wie etwa Cat in a flat oder Pawshake, bei denen Sie eine Person aus einer oft größeren Auswahl in der Nähe gegen eine Gebühr buchen. Daneben gibt es auch professionelle Katzensitter, die ins Haus kommen. Catsitterin Kerstin Huse hat ihre Liebe für Katzen zum Beruf gemacht: Seit März 2019 betreut sie Katzen in Bremen.
Frau Huse, Sie sind von Beruf „Katzensitterin“ – das ist sehr ungewöhnlich. Wie kam es dazu?
Die Katzen von Freunden und Nachbarn hatte ich schon länger auf Wunsch betreut. Irgendwann wollte ich einmal ausprobieren, ob Katzensitting für mich in Vollzeit infrage kommt. Es gab im Grunde nichts zu verlieren: Ich musste keine Räume anmieten, kein Personal einstellen und kann die Verwaltung von meinem kleinen Büro hier zu Hause erledigen. Also belegte ich kurzerhand einen Kurs an der Volkshochschule, um zu lernen, wie ich eine eigene Homepage gestalte. Ich dachte: „Ich teste es mal ein halbes Jahr – wenn es nicht funktioniert, suche ich mir einfach wieder einen festen Job.“
Schon eine Woche, nachdem meine Homepage online war, kam der erste Auftrag. Inzwischen läuft mein Angebot der mobilen Katzenbetreuung, und ich habe mehr Anfragen, als ich annehmen kann.
Wie sieht Ihr Angebot zur mobilen Katzenbetreuung aus?
Ich fahre während der Abwesenheit der Halter zur Katze und betreue sie direkt bei ihr zu Hause. Nach Absprache kümmere ich mich gerne auch intensiver. Was genau zu tun ist und welche Besonderheiten es eventuell gibt, spreche ich im Vorfeld ab. Dies ist im Betreuungsvertrag festgehalten, den ich mit den Haltern abschließe.
Wie viele Termine haben Sie als Katzensitterin pro Tag?
Das ist sehr unterschiedlich. In den Sommerferien hatte ich in Spitzenzeiten bis zu 18 Termine am Tag. Viele Besitzer wollen ihre Katze zweimal am Tag betreuen lassen. Außerhalb der Ferien und langen Feiertagswochenenden ist es ein bisschen ruhiger, da habe ich bis zu 8 Betreuungen am Tag. Als Katzensitterin muss ich für eine zuverlässige Betreuung natürlich an jedem Tag der Woche arbeiten können, auch an Feiertagen. Tage ohne Betreuungen sind sehr selten.
Wie oft sollte der Katzensitter am Tag ins Haus kommen?
Nach Möglichkeit sollte eine Katze täglich ein- bis zweimal besucht werden. Wenn ich krank bin, lasse ich mich deshalb grundsätzlich vertreten. Vereinbaren Kunden eine Stunde, dann ist neben der Fütterung und Reinigung der Katzentoilette etc. noch genügend Zeit zum Spielen und Kuscheln. Freigänger-Katzen sind natürlich nicht immer zu Hause, wenn ich komme, da reicht oft auch eine kürzere Betreuungszeit.
Was gehört zu Ihren Aufgaben als Katzensitterin?
Katzen sind vergleichsweise pflegeleichte Haustiere, trotzdem muss man einige Dinge täglich machen:
- die Versorgung mit Nass-/Trockenfutter und Wasser etc.
- Reinigung der Näpfe und Liegeplätze
- Reinigung der Katzentoilette / Auffüllen mit Katzenstreu
- Reinigung der Umgebung von Futterplatz/Katzentoilette
- Müllentsorgung von Katzenstreu, Futterresten, Verpackungen etc.
- Medikamentengabe
Außerdem kümmere ich mich um die Katze selbst. Viele Katzen sind sehr kuschelig, sie wollen bei mir auf dem Schoß liegen und kuscheln oder gebürstet werden. Andere wollen lieber toben und spielen. Wieder andere, gerade Katzen aus dem Tierschutz, sind sehr skeptisch und zurückhaltend gegenüber unbekannten Personen.
Es ist immer die einzelne Katze, die bestimmt, was sie will, auch wenn sie sich zunächst versteckt. Ich setze mich dann irgendwo hin und warte, dass sie von sich aus kommen. Am zweiten oder dritten Tag ist das meist auch der Fall.
Grundsätzlich bestimmt die Katze, was gemacht wird.
Außerdem übernehme ich kleine Aufgaben, die dazugehören während eines Urlaubs:
- Lüften der Wohnung / des Hauses
- Briefkasten leeren
- Sicherheitsfunktionen wie Alarmanlagen bedienen
- Mülltonnen rausstellen/reinholen
- Blumen gießen
Auf Wunsch biete ich auch an, die Halter über das Wohlergehen der Katze/n per E-Mail oder Kurznachricht auf dem Laufenden zu halten. Manche Halter freuen sich über einen täglichen Info-Service und ein Foto von ihrer Katze. Andere wollen im Urlaub lieber ganz abschalten. „Wenn ich nichts höre, weiß ich, dass alles gut läuft! Geben Sie mir nur dann Bescheid, wenn etwas anliegt!“ Das höre ich öfter.
Es kommt zum Glück sehr selten vor – aber zweimal bin ich auch schon mit Katzen während der Abwesenheit der Halter beim Tierarzt gewesen.
In solch einem Fall lege ich zunächst die Kosten für die Tierarztrechnung aus und setze sie auf meine Abschlussrechnung. Am letzten Tag mache ich noch einmal gründlich sauber. Die Halter freuen sich ja, in eine saubere Wohnung zu kommen und wollen nach dem Urlaub nicht als Erstes putzen …
Spielen Sie auch mit den Katzen – und welche Spielzeuge sind besonders beliebt?
Ja natürlich – zum Katzensitten nehme ich immer eine große Tasche voll mit Katzenspielzeug wie etwa Angeln, Bälle, Intelligenzspiele oder Baldriankissen mit. Ich stelle, wenn ich in die Wohnung komme, meine Tasche erst einmal ab und gehe dann in den Raum, in dem gefüttert wird, mache das Futter fertig und reinige die Katzentoilette. Die Katzen riechen den Baldrian oder die Katzenminze unter dem Spielzeug oder den Geruch der fremden Katzen immer schon von Weitem … Oft packen sie deswegen gleich meine Tasche aus. Das beliebteste Spielzeug? Das ist meistens eine Angel mit kleinen Lederbändern. Aber auch die Baldrian-Figuren und Laserpointer lieben die meisten Katzen.
Wie kann ein Katzensitter das Vertrauen der Katze erlangen?
Katzen müssen von sich aus auf Menschen zukommen können. Beim ersten Kennenlerntermin sind die Halter mit dabei – da verhalten sich die Katzen oftmals noch ganz anders. Aber wenn ich später das erste Mal alleine bei ihnen auftauche, sind sie oft zunächst zurückhaltend und schüchtern.
Ich denke, das Wichtigste bei Katzen ist, sie nicht zu bedrängen.
Ich bewege mich, wenn ich komme, deshalb erst mal ganz normal und mache das Katzenstreu in den Katzenklos sauber und bereite das Futter zu. Dann setze ich mich ruhig z.B. auf den Fußboden und gebe ihnen die Chance, mich in Ruhe zu beschnuppern. Meistens kommen sie dann tatsächlich von alleine. Haben sie ein bisschen geschnuppert, dann reiben sie meistens schon ihr Köpfchen an meiner Hand. Dann darf auch ich sie meist streicheln und dem Spielen oder Kuscheln steht nichts mehr im Weg. Wenn ich Katzen schon länger kenne, ist das meist kein Problem. Sie kommen meist schon zur Begrüßung an die Tür.
Was haben Sie im Laufe der Zeit übers Katzensitten gelernt?
Katzen haben wirklich alle ihre eigene Persönlichkeit und verhalten sich individuell. Manche Katzen verhalten sich beim Katzensitten auch anders als von den Haltern angegeben. Ich schreibe zum Abschluss immer einen kurzen Bericht, in dem steht, wie die Betreuungszeit abgelaufen ist. Dann kommt häufig als Antwort: „Komisch – bei uns sind sie ganz anders!“ Oder „Ja, so kennen wir sie!“
Insgesamt sind Katzen ja pflegeleicht, und es gab noch nie größere Probleme. Man muss sich aber auch auf die Katzenrasse einstellen. Ich informiere mich vorher, um mich auf die jeweilige Katzenrasse vorbereiten zu können. Eine lebhafte Bengalkatze braucht beispielsweise viel Bewegung und hat andere Ansprüche an die Betreuung. Die meisten Katzen, die ich betreue, sind die typischen Hauskatzen, Europäisch Kurzhaar, dicht gefolgt von Britisch Kurzhaar. Diese Katzenrassen sind leicht zu händeln, sehr ausgeglichen und auch gute Wohnungskatzen. Hin und wieder sind aber auch Bengalkatzen darunter, die sind überaus aktiv und wollen die ganze Zeit Action. Da muss man sich wirklich etwas einfallen lassen, damit sie keine Langeweile haben.
Welche Herausforderungen können beim Katzensitten auftreten?
Die meisten Katzen sind sehr verträglich und verursachen auch in der Abwesenheit ihrer Halter keine Probleme. Aber es kann natürlich immer zu unvorgesehenen Dingen kommen, die man im Vorfeld einmal durchdenken sollte. Dazu gehören zum Beispiel
- Krankheit und Unfall
- Unsauberkeit – der älteste Kater, den ich betreut habe, ist zum Beispiel 24 geworden. Er schaffte es einfach nicht mehr rechtzeitig bis zum Katzenklo. Außerdem gibt es hin und wieder Unsauberkeit aus Protest – da hat man dann ein bisschen mehr zu reinigen.
- Plötzliches Kratzen und Beißen – dies kommt in meiner Erfahrung allerdings sehr selten vor.
- Ausspucken von Hairballs oder Futter sehe ich regelmäßig, was meist aber kein Grund zur Besorgnis ist.
- Mäuse und Ratten werden von vielen Freigängern ins Haus gebracht.
Was ist mit kranken Katzen – geben Sie als Katzensitterin auch die Medikamente?
Auf jeden Fall! Muss eine betreute Katze Medikamente bekommen, dann mache ich das natürlich auch. Manchmal werde ich von Katzenhaltern sogar eigens dafür gebucht, Medikamente zu verabreichen. Der Tierarzt hat dann etwa ein Medikament verschrieben, weil die Katze zum Beispiel akut krank geworden ist oder aus Altersgründen Beschwerden hat. Trauen sich die Halter nicht zu, das Medikament zu geben und kommen alleine nicht klar, dann rufen sie mich oft an. Ich fahre dann hin und verabreiche das Medikament, ganz gleich ob
- Insulinspritzen,
- Tabletten oder flüssige Medikamente (direkt ins Maul oder über Leckerlis und Trojaner),
- Augen- oder Ohrentropfen.
Braucht man als Katzensitter Verträge mit Haltern?
Ja, ein genereller Pflegevertrag ist ganz wichtig. Dazu gehören auch Absprachen zu möglichen Eventualitäten sowie die Info zum Tierarzt – und bei sehr alten Katzen außerdem die Frage, was im Fall der Fälle zu tun ist. Je genauer die Details geklärt und vorbereitet sind, desto reibungsloser klappt das anschließende Catsitting.
Welches war Ihr schönstes Erlebnis aus der Praxis als Katzensitterin?
Da gibt es nicht das eine besondere Erlebnis. Ich bin aber einfach jedes Mal wieder glücklich, damals die Entscheidung getroffen zu haben, mich professionell um Katzen zu kümmern. Es macht mir sehr viel Freude und ist immer aufs Neue wunderbar, wenn die Katzen zufrieden schnurren.