Die Haut unserer Katzen – so erkennen Sie Hautkrankheiten unter dem Fell

Im Interview erklärt Tierärztin Morgana Mertens, welche Hauterkrankungen bei Katzen auftreten – und warum ihr natürliches Verhalten oft verhindert, dass sie erkannt werden

Hauterkrankungen bleiben bei Katzen oft aus dem einfachen Grund unerkannt, dass ihr Fell die Haut verdeckt. Im Interview erklärt Tierärztin Morgana Mertens, welche Hautkrankheiten bei Katzen vorkommen, wie Katzenhalter sie erkennen und was sie tun können. Und warum Baden trotzdem nur bei einer Katzenrasse regelmäßig auf dem Pflegeprogramm stehen sollte.

Wie häufig sind Hautkrankheiten von Katzen?

In unsere Klinik kommen zwar im Vergleich zu Hunden relativ wenige Katzen mit Hauterkrankungen, vielen Haltern fallen sie bei ihrer Katze aber auch nicht sofort auf. Eine Schwierigkeit:

Die Symptome von Hauterkrankungen werden durch das typische Verhalten von Katzen verdeckt: Sie putzen sich ständig und bekommen lichte Stellen im Fell.

Deswegen werden Hauterkrankungen von Katzenhaltern selten sofort erkannt und sind häufiger als angenommen.

 

 

Welche Hauterkrankungen treten bei Katzen besonders oft auf?

Häufig sind Erkrankungen der Ohren, welche in der Klinik unter anderem zu Hauterkrankungen zählen, etwa durch Ohrmilben, und diese zählen in der Klinik zu den Hauterkrankungen. Außerdem sehen wir öfter Allergien gegen Flohspeichel. Dann reißen Katzen sich regelrecht die Haare aus, weil der Juckreiz so stark ist. Ansonsten kommen Katzen zu uns mit allem, was auf der Haut kreucht und fleucht, wie Milben, Zecken oder Flöhe. Dies ist besonders häufig bei Freigängern, die sie aus ihren Streifzügen im Revier mitbringen. Aber auch Wohnungskatzen können davon betroffen sein.

Hilft das instinktive Lecken der Katzen bei der Wundheilung?

Eine Katze liegt auf dem Boden und leckt sich.

Es gibt Gründe, warum Katzen ihre Wunden lecken, beispielsweise, um die Umgebung zu reinigen. Doch es kann passieren, dass es durch zu intensives Lecken erst zu einer Wundinfektion kommt. Das geschieht häufig bei größeren Wunden, etwa nach einer Verletzung aus einem Revierkampf. Dann kann sich aus einer ansonsten gut überstandenen Bissverletzung doch noch ein Abszess entwickeln, weil die Katze durchs Lecken Bakterien einreibt, bevor die Wunde sich schließt. Beim Heilungsprozess juckt die Haut, deshalb lecken Katzen. Dadurch entzündet sich die Wunde immer mehr. Im allerschlimmsten Fall kann es zu großflächigen Entzündungen kommen, die zu einer Blutvergiftung führen können.

Welches sind häufige Ursachen von Hautkrankheiten?

Sehr häufig sind Parasiten wie Milben, Flöhe oder Zecken die Ursache. Auf jeder Haut ist eine bestimmte Dichte an Milben zu finden und eine gesunde Haut wird damit fertig, ohne dass es zu weiteren Symptomen kommt. Liegt allerdings eine andere Erkrankung zugrunde, so wird das Gleichgewicht gestört und die Haut erkrankt. Das ist besonders bei Kitten, alten Katzen oder Katzen mit einem schwächeren Immunsystem häufig der Fall.

Daneben erleben wir immer wieder auch Allergien gegen Futtermittel. Die Ursache ist meistens eine Allergie gegen bestimmte Eiweiße im Futter. Aber auch gegen andere Inhaltsstoffe – wie etwa Getreide oder Mais – können Katzen allergisch sein.

Sind manche Katzenrassen stärker von Hautkrankheiten betroffen?

Eine Perserkatze liegt auf dem Boden und leckt sich.

Ja, bei Langhaarkatzen wie Persern kommt es häufig zu Verfilzungen des Fells, weil sie ihre Fellpflege nicht mehr bewältigen. Die unter dem Fell liegende Haut wird dann luftdicht abgeschlossen und so kommt es zu Hautproblemen wie Entzündungen.

Auch Sphynx-Katzen haben häufiger Hautprobleme als andere Katzenrassen. Dies sind auch die einzigen Katzen, die ohne medizinische Indikation gebadet werden müssen, damit ihre Hautbarriere aufrechterhalten wird. Dafür verwenden Sie ein spezielles medizinisches Shampoo. Bei anderen Katzenrassen reguliert das Fell die Hautfeuchtigkeit.

Woran können Katzenhalter eine Hauterkrankung erkennen?

Katzenhalter sollten auf eine regelmäßige Fellpflege achten. Dabei sollten sie genau hinsehen und auch einmal die Haut zwischen den Haaren überprüfen. Es ist außerdem wichtig, die Katze genau zu beobachten: Leckt sie sich besonders häufig an bestimmten Stellen? Sammeln sich plötzlich Schuppen auf dem Fell? Oder verliert die Katze so viele Haare, dass kahle Stellen entstehen? Dann sollten Sie auf jeden Fall einmal zum Tierarzt gehen, um dies abklären zu lassen.

Was macht der Tierarzt?

Das Wichtigste bei Hauterkrankungen ist das Vorgespräch. Der Tierarzt fragt dann etwa: Seit wann bestehen die Symptome? Gibt es weitere Auffälligkeiten? Was füttern Sie? Welche Maßnahmen haben Sie schon probiert? Haben Sie kürzlich das Waschmittel, mit dem Sie Ihre Decken und Kissen waschen, gewechselt? Der Tierarzt muss sich zunächst ein komplettes Bild machen, woran es liegen kann. Dann folgen eine allgemeine Untersuchung der Katze und schließlich spezielle Untersuchungen für bestimmte Hauterkrankungen. Dafür nehmen wir beispielsweise Haut- und Fellproben. Oft ist dies ein Abstrich oder Tupfer. Manche Pilzerkrankungen lassen sich mit einer speziellen Lampe erkennen. Soll ein Hautstück mit einer Stanze entnommen werden, geben wir der Katze vorher eine Narkose.

Wie sieht die Therapie bei Hauterkrankungen aus?

Je nach Hauterkrankung verschreibt der Tierarzt Shampoos, Salben, Medikamente, eine Laserbehandlung oder einen Futterwechsel. Lasern hilft sehr gut bei der Wundheilung und fördert die Zellneubildung. Durch die kurze Hitze wirkt die Behandlung außerdem leicht antibakteriell. Lasern empfiehlt sich vor allem bei schlecht heilenden Wunden, die sich nicht verschließen lassen. In der Regel sind einige kurze Behandlungen nötig. Für die Katze ist dies nicht besonders unangenehm, sie spürt lediglich eine lokale Wärmeentwicklung an der gelaserten Stelle.

Verschreibt der Tierarzt eine Salbenanwendung, ist es notwendig, dass die Katze einen Leckschutz wie etwa einen Halskragen trägt. Der Kragen verhindert, dass die Katze die Salbe wieder ableckt.

Leidet die Katze unter einer Allergie, so setzt die Behandlung beim Futter an. Meistens ist dies eine Ausschlussdiät. In der ersten Phase gibt man nur ein Futter. Dies dauert sechs bis acht Wochen, danach fängt man an, schrittweise etwas Neues hinzuzufügen, um zu beobachten, ob irgendetwas die Symptome wieder auslöst. Dafür muss man sorgfältig aufschreiben, wann was gefüttert wird, und die Katze sehr, sehr gut beobachten.

Wie geht es dann weiter?

Beim Verdacht auf eine grundlegende Erkrankung werden weitergehende Blutuntersuchungen gemacht. Bei einigen Hauterkrankungen ist es über die lokale Behandlung hinaus sinnvoll, dass die Katze ein Antibiotikum bekommt. Dafür verschreiben wir Tabletten. Damit heilen auch hartnäckige Entzündungen aus. Ganz wichtig: Katzenhalter sollten sich immer an das halten, was der Tierarzt verschreibt. Gut gemeinte Pflege wie etwa Baden kann hier den gegenteiligen Effekt haben und die Hautbarriere eher schwächen. Katzen sind von Natur aus sehr robuste Tiere. Bei Hauterkrankungen müssen Katzenhalter deshalb einfach etwas Geduld haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

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