Wir sprechen oft davon, dass Katzen Einzelgänger sind – auch in Abgrenzung zu Hunden, die unsere treuen und anhänglichen Begleiter sind. Katzen wirken dagegen unabhängig und scheinen nur das zu machen, was sie wollen. Manche Katzen sind regelrechte Diven. Andererseits sitzen Katzen stundenlang mit uns auf dem Sofa und lassen sich kraulen. Sind Katzen also wirklich Einzelgänger? Zeit, einmal genauer hinzusehen.
Ja, es stimmt: Katzen zeigen unter unseren Haustieren die größte Unabhängigkeit. Katzen mit Freigang in ihrem Revier kommen und gehen, wann es ihnen passt.
Katzen entfernen sich oft über weite Strecken allein von ihrem Zuhause, kehren aber von selbst wieder zurück.
Das ist ungewöhnlich an Katzen: Sie müssen nicht aufgefordert werden, Gassi zu gehen, laufen aber auch nur in sehr seltenen Fällen dauerhaft weg.
Katzen sind Einzeljäger – wie die meisten Großkatzen
Mit Ausnahme von Löwen jagen auch Großkatzen wie Panther, Pumas oder Tiger allein. Löwinnen schließen sich mitunter zu mehreren Tieren zusammen, um gemeinsam ein größeres Tier zu erlegen. Oft jagen aber auch sie allein. Wenn unsere Hauskatzen ihre Beute jagen, tun sie dies in aller Regel allein. Um zu überleben, brauchen sie keine anderen Katzen.
Katzen sind Einzeljäger.
Übrigens: Weil Katzen alleine jagen, sind ihre Beutetiere entsprechend kleiner. Daher geht eine Katze mehrfach am Tag auf Jagd und nimmt entsprechend über den Tag verteilt kleinere Portionen Futter zu sich. Die Futteraufnahme hat keine soziale Bedeutung für sie.
Jede Katze hat ihren individuellen Charakter
Katzen verhalten sich natürlich nicht alle gleich und zeigen große Unterschiede in ihrem Charakter. Es gibt scheue und ängstliche Katzen, die sich schnell unters Sofa verkriechen, sobald es an der Tür klingelt. Und es gibt neugierige, abenteuerlustige Katzen, die sofort die Taschen und Schuhe der Besucher inspizieren und auf ihren Schoß springen.
Manche Unterschiede im Temperament der Katze sind rassebedingt
Vertreter einiger Katzenrassen zeigen von Natur aus mehr Interesse an dem, was ihre Menschen tun, als andere. Aber die Rasse ist nur ein Faktor. Jedes Tier hat auch eine individuelle Persönlichkeit, die bestimmt, ob die Katze eher gesellig oder eher ein Einzelgänger ist.
Es spielt außerdem eine Rolle, wie die Katze aufwächst
Katzen, die zum Beispiel auf einem Bauernhof von Anfang an in einer Gruppe leben, gewöhnen sich an diese Art des Zusammenlebens. Katzen, die allein leben, verlernen hingegen das Zusammenleben mit Artgenossen. Sie zeigen dann Stress oder Futterneid, sobald eine andere Katze in ihr Revier kommt, und beginnen verstärkt ihr Revier zu markieren.
In ihrem Revier stellen Katzen sich jedoch auch auf Artgenossen, andere Tiere und Menschen ein und leben oft harmonisch mit ihnen zusammen. Sie zeigen Interesse, Anteilnahme und Zuneigung. Katzen helfen sich auch gegenseitig, etwa bei der Fellpflege. Kitten eines Wurfs beginnen das Fell ihrer Geschwister zu lecken. Aber es gibt auch Abneigung zwischen einzelnen Katzen, die man daran erkennt, dass sie sich dann gegenseitig anfauchen oder komplett ignorieren.
Leben viele Tiere in einem Gebiet, bedeutet dies, dass die einzelnen Individuen kleinere Reviere haben. In Gebieten, in denen viele Katzen frei in den Straßen leben, lässt sich beobachten, dass sie sich in Gruppen zusammenfinden. Diese Katzengruppen haben keine Hierarchien und es gibt auch keine Aufgabenverteilung für Jungtiere und ältere Tiere, wie es sich bei anderen wildlebenden Tierarten findet. Gibt es genügend Nahrung für alle, fördert dies das Zusammenleben der Katzen. Haben Sie mehrere Katzen bei sich zu Hause, kann es hilfreich sein, die Katzen aus separaten Näpfen zu füttern. So entsteht kein Futterneid und die eine Katze frisst der anderen nichts weg.
Die soziale Seite der Katzen, oder: Katzen sind oft gesellige Einzelgänger
Viele Katzenhalter freuen sich über sehr gesellige Katzen. Die Tiere folgen ihnen auf Schritt und Tritt. Sie miauen und maunzen als Teil ihrer Katzensprache – ein Zeichen, dass sie mit uns kommunizieren. Sie springen auf unseren Schoß und möchten stundenlang gekrault werden. Sie schlafen in unserem Bett. Und wer schon einmal länger verreist war, weiß, dass Katzen richtig beleidigt sein können, wenn wir sie allein lassen. Das alles zeigt, dass sie keine reinen Einzelgänger sind, sondern auch sehr soziale Tiere.
Fazit: Katzen sind Einzeljäger, aber keine Einzelgänger.
Sie haben ihren eigenen Kopf und schätzen gleichzeitig Zuwendung und Nähe zu anderen Tieren und zu ihren Menschen. Deswegen ist die Bindung zwischen Menschen und Katzen so eng geworden.